where the dust dwells
and the rust sings
dusk is silently falling
like silver snowflakes
into oblivion

07 June 2011

HAUS DES LANDGÄRTNERS - HOUSE OF THE COUNTRY GARDENER













































MUSIC FOR URBAN EXPLORERS # 16
V.A. - LORD SEPULCHRAVE'S PLACE 1


01. cranioclast - a rail to kansk
02. ingram marshall - fog tropes
03. karnnos - dun scaith
04. graeme revell - necropolis, amphibians & reptiles
05. karnnos - the horn gates are open
06. abandoned place - untitled
07. karnnos - imbas forosna
08. cranioclast - combers beach
09. graeme revell - nature morte
10. cindytalk - through the forest
11. asmus tietchens - hydrophonie 8
BOOKS FOR URBAN EXPLORERS # 9
JORIS KARL HUYSMANS: TIEF UNTEN


'Ebenso müssen schreckliche Nächte in dieser Festung vorgefallen sein', dachte sich Durtal, indem er auf dieses Schloss von Tiffauges zurückkam, das er das vorige Jahr besucht hatte, als er für seine Arbeit in der Landschaft, wo de Rais lebte, leben und die Ruinen in sich aufnehmen wollte.
Er hatte sich in dem kleinen Dorf untergebracht, das sich am Fuß des alten Donjons ausbreitete, und er stellte fest, wie sehr die Legende vom Blaubart in diesem einsamen Land in der Vendée an den bretonischen Grenzen lebendig geblieben war. Das ist ein junger Mann, der schlecht geendet hat, sagten Frauen; furchtsamer bekreuzigten sich die Großeltern, wenn sie abends am Fuß der Mauern hingingen; die Erinnerung an die erwürgten Kinder bestand fort; der Marschall, allein mit seinem Beinamen bekannt, erschreckte noch.
Da begab sich Durtal alle Tage von der Herberge, wo er wohnte, zum Schloss, das sich über den Tälern der Crume und der Sèvre erhob angesichts der durch Granitblöcke abgeschürften Hügel, die mit furchtbaren Eichen bepflanzt waren, deren Wurzeln, aus dem Boden entsprungen, erschrecklichen Nestern von großen Schlangen ähnelten.
Man hätte sich in die Bretagne selbst versetzt geglaubt; da war derselbe Himmel und dieselbe Erde; ein melancholischer und schwerer Himmel, eine Sonne, die älter schien als anderswo und die die Traurigkeit der hundertjährigen Forste und das bejahrte Moos der Sandsteine nur schwach vergoldete; eine Erde, die unabsehbar in unfruchtbaren Heiden ausschweifte, die von Sümpfen mit rostfarbenem Wasser, starrend von Felsen, voll rosiger Glöckchen von den Heidekräutern und kleiner gelber Hülsen von dem Gesträuch der Stechginster und den Büscheln der Genister war.
Man fühlte, dass dieses eisenfarbige Firmament, dass dieser ausgehungerte, kaum da und dort durch die blutende Blume des Buchweizens gefärbte Boden, dass diese Wege mit Steinen eingefasst, von denen einer über den anderen ohne Gips und ohne Zement als Haufen gelegt ist, dass diese mit unentwirrbaren Hecken eingefassten Fußpfade, dass diese unfreundlichen Pflanzen, diese hilflosen Felder, diese gelähmten, von Ungeziefer gefressenen und von Schmutz glasierten Bettler, dass diese untersetzten Kühe, diese schwarzen Schafe, deren blaues Auge den klaren und kalten Blick der Tribaden und der Sklaven hat, sich vollständig gleich in einer identischen Landschaft seit Jahrhunderten fortpflanzten!
Das Land von Tiffauges, welches jedoch ein wenig ferner bei dem Ufer der Sèvre ein Hüttenwerkschornstein verunstaltete, bleib im vollkommenen Einklang mit dem Schloss, das in seinen Trümmern lag. Dieses Schloss erschien ungeheuer und schloss sich in seiner noch durch die Überreste der Türme gezogenen Umfassung eine ganze in den elenden Garten eines Gemüsegärtners umgewandelte Ebene ein. Bläuliche Linien von Kohl, Pflanzen von ärmlichen Karotten und kümmerlichen Steckrüben erstreckten sich nach der Länge dieses riesigen Ringes, wo Reiterscharen in dem Geklirr der Angriffe gerasselt und wo sich Prozessionen im Weihrauch und im Psalmengesang aufgerollt hatten.
Eine ärmliche Strohhütte war in einem Winkel gebaut worden, wo in einen menschenscheuen Zustand gekommene Bäuerinnen nicht mehr den Sinn der Worte begriffen und nur bei dem Anblick des Geldstückes erwachten, das sie ergriffen, indem sie die Schlüssel darboten.
Man konnte dann einige Stunden spazieren gehen, die Ruinen durchsuchen und unbeschränkt träumen, indem man rauchte. Unglücklicherweise waren gewisse Teile unzugänglich. Der Donjon war noch auf der Seite von Tiffauges von einem weiten Graben umgeben, in dessen Tiefe mächtige Bäume aufgeschossen waren. Man hätte über die Wipfel ihres Laubwerks gehen müssen, das die Einrandung des Grabens zu Füßen fächelte, um auf der anderen Seite eine Halle zu erreichen, die keine Zugbrücke mehr verband.
Aber man kam auf einem anderen Teil, der die Sèvre säumte, bequem dazu; da waren die Flügel des durch Schlingbäume mit weißen Büscheln und durch Efeuranken erkletterten Schlosses unversehrt. Schwammig und trocken wie Bimssteine erhoben sich von Flechten versilberte und von Moosen vergoldete Türme, ganz, bis auf ihre Halskrägen von Zinnen, deren Überreste nach und nach in den windigen Nächten abbröckelten.
Im Inneren folgten die Säle aufeinander, die traurig und eisig, in den Granit gehauen, von Bogengewölben überragt und Schiffsböden ähnlich waren; dann stieg man auf Wendeltreppen und man kam in ähnliche Zimmer hinunter, die kellerartige schmale Gänge verbanden, die von Winkeln zu unbekannten Gebräuchen und von tiefen Nischen ausgehölt waren.
In dem Unterteil gingen die Korridore, so eng, dass man darin zu zweit nebeneinander nicht gehen konnte, in sanfter Neigung hinab und gabelten sich in ein Wirrwar von Gängen bis zu wahrhaften Kerkern, deren Mauerkorn bei dem Schimmer der Laternen wie Stahlglimmer funkelte, wie Zuckerkörner blitzte.
Oben in den Zellen, unten in den Gefängnissen stolperte man über Spuren von harter Erde, die bald in der Mitte, bald in einer Ecke ein eröffneter Mund eines Verlieses oder eines Brunnens durchlöcherte.
Auf dem Gipfel eines der Türme schließlich, dessen, der sich, wenn man eintrat, zur Linken erhob, gab es eine überdachte Galerie, die gleichzeitig als eine kreisrunde, in den Fels gehauene Bank herumlief; da hielten sich ohne Zweifel die Bewaffneten auf, die auf die Angreifenden durch weite, bizarr unterhalb von ihnen, unter ihren Beinen geöffnete Schießscharten zielten. In dieser Galerie folgte selbst die leiseste Stimme dem Umfang der Mauern und ließ sich von einem Ende des Kreises bis zum anderen vernehmen.
Im ganzen verriet das Äußere des Schlosses einen starken Platz, der gebaut war, um lange Belagerungen auszuhalten; und das jetzt entblößte Innere beschwor den Gedanken eines Gefängnisses herauf, wo das durch das Wasser zu Schaden gebrachte Menschenfleisch in einigen Monaten faulen musste. Man empfand, einmal in den Gemüsegarten zurückgekommen, an der Luft den Eindruck von Wohlbefinden und Erleichterung, aber die Bangigkeit befiel einen wieder, wenn man nach dem Durchschreiten der Kohlkopflinie die einzeln stehenden Ruinen der Kapelle erreichte und wenn man unterhalb durch eine Kellertür in eine Krypta eindrang.
Diese nun datierte aus dem elften Jahrhundert. Klein, untersetzt, schoss sie auf unter einem Bogengewölbe der massiven Säulen mit ihren Kapitälen, die mit Rautenverzierungen und aneinandergelehnten Bischofsstäben verziert waren. Der Altarstein bestand noch. Ein widriges Licht, das durch Hornplatten gefiltert schien, sickerte durch die Öffnungen und erleuchtete kaum die Finsternisse der Mauern und den zusammengepressten Ruß des noch von einer Verliesöffnung oder einem Brunnenrand durchlöcherten Bodens.
Nach dem Speisen am Abend war er oft auf den Abhang hinauf gestiegen und den rissigen Mauern der Ruinen gefolgt. Die klaren Nächte hindurch sank ein Teil des Schlosses in den Schatten zurück, und ein anderer schob sich, mit Silber und Blau gemalt, wie von quecksilbrigen Schimmern gescheuert über der Sèvre vor, in deren Wassern so wie Fischrücken vom Mond zurückgestrahlte Tropfen entsprangen.
Das Schweigen war niederdrückend; von neun Uhr an kein Hund mehr und keine Seele. Er kehrte in das arme Herbergszimmer zurück, wo eine alte Frau in Schwarz, so wie im Mittelalter mit einer Haube bedeckt, ihn bei einem Talglicht erwartete, um nach seiner Rückkehr die Tür zu verriegeln.
All das, sagte sich Durtal, ist das Gerippe eines Erstorbenen Donjons; es geziemte sich, um ihn wieder zu beleben, jetzt das reichliche Fleisch wieder herzustellen, das sich über diese Sandsteinknochen erstreckte.
Die Dokumente sind genau; dieser Steinrumpf war prächtig bekleidet, und damit man Gilles in sein Millieu zurückversetzte, musste man den ganzen Aufwand der Einrichtung im fünfzehnten Jahrhundert zurückrufen.
Man musste diese Mauern wieder mit Getäfel aus isländischem Holz bekleiden oder mit diesen Tapisserien von Hautelice, Gold und Arras-Garn, die zu dieser Zeit so gesucht waren. Man musste die harte Schwärze des Bodens mit grünen oder gelben Backsteinen oder weißen und schwarzen Steinplatten pflastern; man musste das Gewölbe bemalen, es mit Gold besternen oder es mit Armbrüsten auf dem Azurfeld übersäen und dabei das Goldschild mit dem Schwertkreuz des Marschalls hervorleuchten lassen!
Und die Möbel stellten sich von selbst in den Gemächern auf, wo Gilles und seine Freunde schliefen; da und dort herrschaftliche Sitze bei den kleinen Pfeilern, Fußschemel und Stühle; gegen die Trennwände Schenktische aus geschnitztem Holz, die auf ihren Feldern im Baselief die Verkündigung oder die Anbetung der Weisen darstellten und unter dem Thronhimmel ihrer braunen Spitze die von Holzschnitzern des Mittelalters so oft wieder und wieder hervorgebrachten, bemalten und vergoldeten Statuen der heiligen Anna, der heiligen Margarethe und der heiligen Katharina bedeckten. Man musste mit Schweinsleder bezogene, benagelte und beschlagene Kästen für die frische Wäsche und die Leibröcke aufstellen, dann Truhen mit Metallbändern, mit Fellen oder aufgeleimter Leinwand belegt, auf welcher sich blonde, auf goldgearbeiteten Gründen wie von alten Messbüchern getriebene Engel abhoben. Man musste schließlich auf mit Teppichen belegten Stufen Betten errichten, sie mit ihren Linnentüchern, ihren Polstern mit geschlitzen und parfümierten Überzügen, ihren gesteppten Bettdecken bekleiden, sie mit Himmeln, gespannt über Gestelle, überragen, sie von mit Wappen gestickten oder mit Sternen getüpfelten Vorhängen umgeben.
Ebeso war alles in den anderen Gemächern wieder herzustellen, die nunmehr ihre Mauern bewahrten und hohe, pyramidenförmige Kaminmäntel, wie geräumige, noch durch die alten Feuerungen kalzinierte Herde ohne Feuerböcke; man musste sich auch die Speisesäle vorstellen, diese schrecklichen Gastereien, die Gilles beweinte, während man seinen Prozess in Nantes einleitete. Er gestand mit Tränen, durch die Glut der Speisen die Wut seiner Sinne angeschürt zu haben; und man kann diese Speisezettel, die er verwarf, bequem wieder herstellen; mit Eustache Blanchet, Prélati, Gilles de Sillé, allen seinen Getreuen; bei Tisch in dem hohen Saal, wo auf Anrichttischchen die Schüsseln für das Händewaschen aufstanden, aß Gilles Rindspastete und Lachs- und Brassenpasteten, Zartes von jungen Kaninchen und Vögeln, gehacktes Fleisch mit warmer Soße, pisanische Torten, Reiher, Störche, Kraniche, Pfauen, Rohrdommeln und geröstete Schwäne, Wildbret mit Saft, Neunaugen von Nantes, Salate von Moosen, Hopfen, Judasbart und der Malve, Gerichte von starkem Geschmack, mit dem Majoran und mit der Muskatblüte, mit Koriander und Salbei, mit Gichtrosen und Rosmarin, mit dem Basilikum und Ysop, mit dem Paradieskorn und dem Ingwer gewürzt, parfümierte, saure Gerichte, die im Magen wie Sporen zu trinken anhieben, die schweren Backwerke, die Torten mit Holunderblüte und mit Rettichen, den Reis mit Haselnussmilch und mit Kaneel bestreut, die schweren Gerichte, die die reichlichen, gestrichen vollen Biergläser und gegorene Säfte von Maulbeere, ungewässerte oder gebeizte und gekochte Weine, berauschende, mit Zimt, Mandeln und Moschus überladene Gewürzweine, tolle, von Goldteilchen gesprenkelte Liköre und betörende Getränke erheischten, die die Unzucht der Reden peitschten und die Säfte am Schluss der Gastereien in diesem Donjon ohne Schlossherrinnen zu ungeheuerlichen Träumen aufreizten!

JORIS KARL HUYSMANS
DIOGENES VERLAG

06 June 2011

MUSIC FOR URBAN EXPLORERS # 15
ASMUS TIETCHENS / OKKO BEKKER: STOCKHOLMER TOTENTANZ


01. aus nichts
02. stockholmer totentanz
03. in nichts

'gott würfelt nicht'
albert einstein

komposition:
asmus tietchens
okko bekker

ARTWARE PRODUCTION ARTWARE 022
ASMUS TIETCHENS
OKKO BEKKER
MUSIC FOR URBAN EXPLORERS # 14
CRANIOCLAST: LOST IN KARAK / SOMNII PALUS


01. rail to kansk
02. a link at orsk
03. lo rakka's tin
04. somnii palus
05. the digital side of the moon

you are shadowing my pale attempts to ignore myself. the seductive incapability to reconstruct the future from the liquids of my body. the cold desire to be like crystal, reflecting the light and turn it to silver, the rays of the half truth.

FLABBERGAST FG6
CRANIOCLAST