where the dust dwells
and the rust sings
dusk is silently falling
like silver snowflakes
into oblivion

19 December 2010

MUSIC FOR URBAN EXPLORERS # 3
CORE: AN AREA'S ERA ARIA


01. an area's era aria - 1
02. an area's era aria - 2

recordings made between winter 1987 and summer 1989 at the klöckner hütte werk haspe.
contributors:
sankt clario, pia pankok, chi moja audacis, coitras clan;

ein teppich aus öl und staub überzieht die hallenböden und bauten mit einer dumpfen, braun-grauen färbung und das matte licht, das durch die blinden dachfenster fällt, wird von der undefinierbaren oberfläche aufgesaugt. nur dort, wo lichtsrahlen durch zerbrochene fenster oder durchbrüche in den wänden dringen, schimmern die staubflocken wie schimmelblüten auf einer unbekannten substanz.
die ära des staubes - fußspuren hinterlassen silberne, scharf konturierte reliefs, wie die fußabdrücke auf dem mond. die geräusche der schritte werden gedämpft, schall und licht absorbiert in den ablagerungen der zeit. das gelände scheint nicht zu reagieren auf eindringlinge; gleichgültig gegen ereignisse, seit es verlassen wurde, reflektiert es nicht einmal das licht oder den schall.

CoC 7
CORE

BOOKS FOR URBAN EXPLORERS # 2
PETER ROSEI: FRÜHE PROSA

Neben den Pförtnerhäusern standen die Brennesseln beinahe mannshoch. An feuchten Stellen wucherte der Huflattich. Seine großen Blätter waren von Schneckenspuren überzogen. Aus den Mauern blickten ihn viele Gesichter an. Mit ausgebreiteten Armen und offenen Mündern standen diese Menschen vor ihm, leicht nach vorne gebückt, angestemmt gegen die Kraft des hier über der grauen Ebene ewig sausenden Windes. Eine Sandfontäne, die für Sekunden hinter ihnen starr in der Luft stand, bevor sie der Sturm in einem Wirbel davonriss, hatte die Form einer geöffneten Hand. Die Risse in den Mauern waren schwarz vor Spinnen. Du glaubst, der Riss ist nur oberflächlich, aber er geht weit in die Tiefe. Zwischen deinen Augen ist der Riss, zwischen deinen Lungen, zwischen deinen Beinen ist der Riss. Von der Gutsherrin erzählt man, ihre Haut sei wie Milch gewesen. Wenn man an Milch denkt, denkt man an Schlangen. Ein Gedanke ruft den anderen herbei. Man streckt die Hand in die Höhe zum Gruß. Man öffnet den Mund zum Gruß. Es ist eine kleine, dunkle, stumme Höhle in der unendlichen Höhle. Man schließt die Augen gegen Sand und Sturm. Früher hat man geweint. Der Efeu schlingt sich bis unter die Dachtraufe hinauf. Auch er ist voller Getier. Seine Ranken sind stark wie die Schlangen. Könnte man den Kopf in einen Schraubstock einspannen, um immerzu nur in Betrachtung des Guten zu leben und dadurch selbst gut zu werden, es würde sich bald zeigen, dass es das Herz nicht ertragen kann, dass es die Augen nicht fassen können. Mit halbblinden Augen würde man - die Hände zerrten schon lange an den Schraubzwingen, um sie zu öffnen - das Gesicht des Teufels erkennen. Eine der Türen war aufgebrochen. Am Türblatt war ein zwölfzackiger Stern eingeschnitzt, an den Türpfosten Kreise. Er stieß die Bretter zur Seite und trat in den Flur ein. Ein großes Stück der Decke war eingestürzt. Der Pförtner war in den Unruhen erschossen worden, weil er sich auf die Seite der Herrschaft gestellt hatte. Seine Frau und seine Kinder hatte man erst verschont, sie aber einige Tage später gleich vor dem Haus in einem halbstündigen Verfahren verurteilt und erschossen. Die Treppe zum Dachboden hinauf stand noch. Er scheuchte einen großen Vogel auf, eine Eule wahrscheinlich. Ameisen zogen, einen diagonalen, dunklen Strich bildend, über die rechte Wand. Am Fuß der Treppe lag eine Petroleumlampe. Linker Hand hatte man einen Haken in die Wand geschlagen. Eine Rostspur ging von ihm aus. Das Licht der Petroleumlampen in der Nacht. Heute wie damals blicke ich zu den Sternen hinauf und warte auf etwas. Nachts bellen die Hunde. Im Sommer zirpt es im Gebüsch. Im Herbst fällt der Regen in die Stoppelfelder. Auf den Lachen steht in der Früh das Eis. Im Winter friere ich. Eine lange Zeit, seit damals, dachte er. Heute heute, morgen heute, in zwanzig Jahren heute usf. Im November versinkt das Land in Regen und Schlamm. Es ist ein Glück, dass man sich an so wenig erinnert. Öfter kann man die Leute reden hören: "Es ist ein Glück, dass wir nicht wissen, was kommt." Wenn ich die Hände über diese Mauern gleiten lasse, spüre ich den kleinen Leib, der ich war. Wenn ich die Augen schließe, spüre ich, wer ich bin. Er stieg die Treppe zum Dachboden hinauf. Durch die Dachluken strömte das Licht ein. Der Staub, den er mit seinen Füßen aufwirbelte, stieg tanzend darin auf. Durch eine Luke betrachtete er die Hügel, die sich vor ihm ausbreiteten. Ein Stück Straße leuchtete zu ihm herauf. Ein Kahlschlag, der gradlinig die Flanken des Hügels hinauflief, erschien ihm wie ein Zeichen der Strafe. Nach der Dunkelheit des Flures empfanden seine Augen die Sonne doppelt hell. So täuschen wir uns, dachte er. Aus der Wüste heben wir unseren Blick zu den Gestirnen. Auf die Ödnis ringsumher können wir unsere Hoffnung nicht richten, von dort ist nichts zu erwarten, also richten wir sie in die Ferne.
LETZTE LIEBE, FRÜHE PROSA

PETER ROSEI
RESIDENZ VERLAG
MUSIC FOR URBAN EXPOLORERS # 2
ROBERT RICH / BRIAN LUSTMORD - STALKER

01. elemental trigger
02. synergistic perceptions
03. hidden refuge
04. delusion fields
05. omnipresent boundary
06. undulating terrain
07. point of no return

zone activity documented by brian williams and robert rich at soundscape 1994-1995

a guide to possible interpretations of an ambivalent, a non-euclidean geometry, as yet unmapped, inaccessible through linear perceptions. to illuminate, decode and decipher this landscape of fractured density, ultimately to deconstruct these unfolding dimensions, where dreams are only whispers.


FATHOM HS11059-2
ROBERT RICH
LUSTMORD

14 December 2010

SCHLOSS IN MASUREN - CHATEAU IN MASURIA



















MUSIC FOR URBAN EXPLORERS # 1
CRANIOCLAST: KOITLARANSK / RATION SKALK

01. (s)ein haar im sand
02. finale projektion
03. der tote japaner
04. das gift des toten hundes
05. körperbemalungen
06. mr. 3 im versuchsgebiet
07. machine fellatio
08. did you dream last night - sterbelager rap(s)
09. l'été et la morte
10. schlamm im Auge
11. twilight zone
12. the coming of the helicopter
13. das fossile und das digitale
14. eine mumie duscht in 12 einstellungen
15. flugzeug fressender garten 1935
16. die sprechende wunde
17. flugzeug fressender garten 1936
18. sun lamp session for the troops
19. a few final seconds he heard...
20. sie liebte den geruch von staub...
21. il préfère la laque fraiche...
22. sacred-mobile dummy goes on pilgrimage
23. 20.7.1969 - 23°29' e.lon. - 0°40' n.lat.
24. our coming out
25. his hair in the sand
26. the poison of the dead dog
27. naingak!
28. einkleidung der braut
29. l'été et la morte - cancer dancer
30. versteinerte rufe des ikarus
31. final marriage on the boulevard
32. the digital dummy chuckles
33. 13th take

nun hatte er das gefühl, dass der weiße boden des flussbettes sie alle in die entgegengesetzte richtung führte, voran in die bereiche der zukünftigen zeit, wo die unterschiedenen reste der vergangenheit weicher und abgerundeter sein würden, abgeschliffen durch das geröll der zeit in einem blinden spiegel.
j.g. ballard: die dürre

MUSICA MAXIMA MAGNETICA eee 25
CRANIOCLAST
BOOKS FOR URBAN EXPLORERS # 1
MERVYN PEAKE: GORMENGHAST 1-3

NEUN
Es gab im Südflügel einen fast vergessenen Treppenabsatz, einen Treppenabsatz, der seit vielen Dekaden von aufeinanderfolgenden Generationen taubengrauer Mäuse bevölkert wurde, sonderbar kleinen Tieren, ein wenig kürzer als ein Fingerglied und in diesem Südflügel heimisch, denn man traf nirgendwo anders auf sie.
In den vergangenen Jahren musste dieser unbenutzte Gangstreifen, an der einen Seite mit einem hohen Geländer abgegrenzt, für eine oder mehrere Personen von lebhaftem Interesse gewesen sein; denn wenn die Farben auch zum größten Teil verblichen waren, müssen die Dielen doch einst tiefglühend scharlachrot gewesen sein und die drei Wände von leuchtendsdem Gelb. Das Geländer war abwechselnd apfelgrün und azurblau, von der gleichen Farbe die Rahmen der türlosen Durchgänge. Die Flure, die in enger werdender Perspektive von hier fortführten, setzten das Scharlachrot des Fußbodens und das Gelb der Wände fort, lagen aber in tiefstem Schatten.
Das Balkongeländer lag nach Süden, und in dem schrägen Dach darüber ließ ein Fenster Licht ein, manchmal auch die Sonne, deren Strahlen aus diesem stillen, vergessenen Treppenabsatz einen Kosmos schufen, ein Firmament sich bewegender Stäubchen, hell beschienen, eine astrale und zugleich solare Provinz; denn die Sonne fiel in langen Streifen ein, und diese tanzten mit den Sternen. Wo die Sonnenstrahlen auftrafen, brach eine Wand in Krokuslicht auf, und das Geländer flammte wie bunte Schlangen.
Aber selbst am wolkenlosesten Sommertag, wenn die Sonne durchbrach, lag in den Farben das Pigment des Verfalls. Es war ein Rot, das die sengende Flamme von den Dielen verloren hatte.
Und über diesen Zirkusboden vergangener Farben bewegten sich die Familien grauer Mäuse.
Als Titus zum ersten Mal auf das bunte Geländer des Treppenhauses stieß, geschah es an einer Stelle zwei Stockwerke unter dem gelbwändigen Balkon. Er hatte jenes untere Stockwerk untersucht, sich verirrt und Angst bekommen, denn Zimmer auf Zimmer lag entweder höhlenartig unter Schatten oder in Sonnenschein schwimmend, der den Staub auf den breiten Dielen beleuchtete - dem Kind irgendwie noch furchterregender in seiner goldenen Verlassenheit als die tiefsten Schatten. Hätte er nicht die Fäuste zusammengeballt, hätte er geschrien, denn das Fehlen von Geistern in den verlassenen Hallen und Räumen war an sich schon entnervend; es herrschte jedenfalls ein Gefühl, als habe etwas gerade den Flur oder die Halle verlassen, die er betrat, oder die Bühne lag bereit für sein Erscheinen.
Mit dieser Vorstellung im Kopf und mit laut hämmerndem Herzen umrundete Titus plötzlich eine Ecke und stieß auf einen Teil des Treppenhauses zwei Stockwerke unter der Heimsuchung der grauen Mäuse.
Als Titus die Treppe sah, rannte er sogleich darauf zu, als sei jede Geländerstange ein Freund. Selbst in der Flut seiner Erleichterung, selbst unter dem hohlen Echo seiner Schritte, weiteten sich seine Augen beim Anblick des Apfelgrüns - des Azurblaus vom Geländer, eine jede Stange eine schmale Säule des Trotzes. Nur der Handlauf, den diese bunten Dinger stützten, war farblos und von glattem, abgegriffenem, elfenbeinernem Weiß. Titus umklammerte das Geländer und spähte hinab. In den Tiefen unter ihm schien wenig Leben zu sein. Langsam flog ein Vogel an einem fernen Absatz vorbei; von einer im Schatten liegenden Wand drei Stockwerke unter dem Vogel fiel ein Stück Verputz ab - das war alles.
Titus blickte nach oben und erkannte, wie dicht er sich an dem Ende der Treppe befand. Er war zwar ängstlich darauf bedacht, der Atmosphäre dieser oberen Regionen zu entfliehen, doch konnte er nicht widerstehen, bis nach oben zu rennen, wo die Farben brannten. Die kleinen grauen Mäuse quietschten und schossen über den Gang zu ihren Löchern. Ein paar verharrten gegen die Wand gedrückt und beobachteten Titus ein Weilchen, ehe sie zum Schlafen oder Knabbern zurückkehrten.
Die Atmosphäre erschien dem Jungen unbeschreiblich golden und friedlich, so friedlich, dass die Nähe zu dem hohlen Raum darunter sein Entzücken nur wenig beeinträchtigte. Er setzte sich, den Rücken an eine gelbe Wand gelehnt und beobachtete, wie die weißen Staubkörnchen in den langen Strahlen manövrierten.
"Das ist meins, meins!" sagte er laut. "Ich habe es gefunden!"
GORMENGHAST, ZWEITES BUCH: DAS SCHLOSS

MERVYN PEAKE

HOBBIT PRESSE KLETT-COTTA

11 December 2010